23 Spiegelslustturm


Kerndaten:
Titel des Objekts: Spiegelslustturm
Adresse: Hermann-Bauer-Weg
Datierung: 1871-76, 1876-90
Bauherr: erst Carl Schäfer, danach Manfred Wentzel 

Der Kaiser-Wilhelm-Turm, im Volksmund als „Spiegelslustturm“ bezeichnet, ist ein beliebtes Ausflugsziel. Der Obergerichtskanzleibeamte Christian Köhler entdeckte diesen Ort im Wald der Lahnberge, von dem man eine beeindruckende Sicht über Marburg hat. Dieser Ort wurde bald als romantisches Ausflugsziel unter dem Namen „Köhlersruhe“ bekannt. Nach Köhlers Tod 1821 errichtete der damalige Student Werner Freiherr von Spiegel zum Desenberg den Ausflugsort mit einigen Ausbauten, darunter einen Musikpavillon, 1828 neu her. Die Gesamtanlage wurde bald darauf mit „Spiegelslust“ betitelt.
Im Jahr 1871, nach der Gründung des deutschen Reiches, kam es zu vielen Errichtungen von Ehrendenkmälern für Kaiser Wilhelm I. - so auch in Marburg. Geplant war ursprünglich eine Kombination aus Aussichts- und Siegesturm mit angeschlossenem Wirtschaftsgebäude etwa 250 m nördlich des Pavillons. Der Baubeauftragte war der Universitätsarchitekt Carl Schäfer.
1876 wurde der bis dahin 29 m hohe Turm während eines heftigen Sturms zerstört. Marburgs Bürger forderten infolgedessen einen Wiederaufbau, jedoch durch einen neuen Architekten, woraufhin Manfred Wentzel den Auftrag erhielt. Am 02. September 1890, dem 20. Jahrestag der Schlacht von Sedan, fand die Baueröffnung statt. Bei der jährlichen Sedansfeier wurde der Sieg über die Franzosen im deutsch-französischen Krieg gefeiert und an die Gründung des deutschen Reiches 1870/71 erinnert. Mit seinen massiven Strebepfeilern, den mit Schießscharten vergleichbaren Fenstern, der mit Zinnen bekrönten Aussichtsplattform und der hervorstehenden Turmstube entspricht der 36 m hohe Sandsteinturm dem romantischen Bild eines mittelalterlichen Wehrturms.
Um die einmalige Aussicht über Marburg genießen zu können, muss der Besucher erst die 167 Stufen bis zur Aussichtsplattform bewältigen. Der Turm lässt sich von der östlichen Rückseite besteigen. Auf der Höhe von 6 m befindet sich ein verzierter Balkon, den der Besucher über zwei Freitreppen erreichen kann. Seit dem 01. Januar 2007 schmückt das sichtbare Lichtkunstwerk „Siebensiebenzwölfnullsieben“ die Fassade des Turms. Die herzförmige Lichtinstallation der Marburger Künstlerin Helmi Ohlhagen wurde zum Anlass des 800. Geburtstages der heiligen Elisabeth (Elisabethjahr) an dem „Spiegelslustturm“ angebracht. Die Ziffern stehen für den (angenommenen) Geburtstag der heiligen Elisabeth  am 07. Juli 1207. Durch das Anrufen dieser Nummer wird das Herz zum Leuchten gebracht und die damit eingenommenen Gelder werden gemeinnützigen Zwecken gespendet. 
Unter Marburger Studenten diverser Fakultäten existiert der Aberglaube, dass ein Student, der den Turm vor Beendigung seines Studiums besteigt, seine Prüfungen niemals bestehen wird.

Raphaela Kellner