13 Kilian

Kerndaten
Titel des Objekts: Kilian
Adresse: Schuhmarkt 4
Datierung: um 1180, Fachwerkgeschoss um 1580
Architekt/Baumeister: Godescalus



Direkt auf dem ersten Marburger Marktplatz, dem heutigen Schuhmarkt, steht der zur Reitgasse hin unscheinbare Kilian. Hinter dem unauffälligen, dreigeschossigen Bau verbirgt sich allerdings der älteste Kirchenbau Marburgs. Die Kilianskirche war neben der Marienkirche, die 1227 zur Pfarrkirche erhoben wurde, bis ins 16. Jahrhundert Stadtkirche. Der ursprünglich einstöckige, romanische Kirchenbau entstand um 1180, wurde aber später, besonders durch die Profanierung, stark verändert. Mitte des 16. Jahrhunderts wurden der westliche Giebel, das Gewölbe und der Turm über dem östlichen Choranbau abgebrochen und eine Zwischendecke in das Kirchenschiff eingezogen. Die Steine vom Abbruch wurden für den Neubau der Weidenhäuser Brücke über die Lahn verwendet. 1580 bis 1581 entstand das Fachwerkobergeschoss mit Satteldach, das den zwei Steingeschossen aufgesetzt wurde und dem heutigen Baukörper seine Form gab. Die ehemalige Kirche wurde damit zum Speicher und Haus für die Zunft der Schuhmacher umgenutzt, von welcher der umliegende Markt seinen Namen erhielt.
https://ilias.uni-marburg.de/ilias.php?ref_id=694160&cmd=sendfile&cmdClass=ilrepositorygui&cmdNode=lg&baseClass=ilrepositoryguiVon der einstigen Kirche zeugen heute noch das monumentale und zum Fenster vermauerte, ehemalige Westportal mit der Signatur des Baumeisters: Godescalus me fecit (Godescalus schuf mich) von 1180. Erhalten sind auch die massiven Kapitelle unter der heutigen Zwischendecke, die einst das Gewölbe trugen. Auch die Position der alten Kirchenfenster ist heute noch teilweise im Mauerwerk erkennbar. Kombinieren lässt sich ein Besuch des Kilians etwa mit einem der zahlreichen Cafés oder Bars auf der anderen Seite der geschäftigen Reitgasse, direkt gegenüber der schmaleren Ostseite, dem ehemaligen Chorbau. Einige besitzen Dachterrassen oder Wintergärten mit spektakulärem Blick über Unterstadt und Universitätsbauten.

Atreju Allahverdy