Kerndaten
Titel des Objekts: Kilian
Adresse:
Schuhmarkt 4
Datierung:
um 1180, Fachwerkgeschoss um 1580
Architekt/Baumeister:
Godescalus
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auf dem ersten Marburger Marktplatz,
dem heutigen Schuhmarkt, steht der zur Reitgasse hin unscheinbare Kilian.
Hinter dem unauffälligen, dreigeschossigen Bau verbirgt sich allerdings der
älteste Kirchenbau Marburgs. Die Kilianskirche war neben der Marienkirche, die
1227 zur Pfarrkirche erhoben wurde, bis ins 16. Jahrhundert Stadtkirche. Der
ursprünglich einstöckige, romanische Kirchenbau entstand um 1180, wurde aber
später, besonders durch die Profanierung, stark verändert. Mitte des 16.
Jahrhunderts wurden der westliche Giebel, das Gewölbe und der Turm über dem
östlichen Choranbau abgebrochen und eine Zwischendecke in das Kirchenschiff
eingezogen. Die Steine vom Abbruch wurden für den Neubau der Weidenhäuser
Brücke über die Lahn verwendet. 1580 bis 1581 entstand das Fachwerkobergeschoss
mit Satteldach, das den zwei Steingeschossen aufgesetzt wurde und dem heutigen
Baukörper seine Form gab. Die ehemalige Kirche wurde damit zum Speicher und
Haus für die Zunft der Schuhmacher umgenutzt, von welcher der umliegende Markt
seinen Namen erhielt.
Von der einstigen Kirche zeugen heute noch das
monumentale und zum Fenster vermauerte, ehemalige Westportal mit der Signatur
des Baumeisters: Godescalus me fecit (Godescalus schuf mich) von 1180. Erhalten
sind auch die massiven Kapitelle unter
der heutigen Zwischendecke, die einst das Gewölbe trugen. Auch die Position der
alten Kirchenfenster ist heute noch teilweise im Mauerwerk erkennbar.
Kombinieren lässt sich ein Besuch des Kilians etwa mit einem der zahlreichen
Cafés oder Bars auf der anderen Seite der geschäftigen Reitgasse, direkt
gegenüber der schmaleren Ostseite, dem ehemaligen Chorbau. Einige besitzen
Dachterrassen oder Wintergärten mit spektakulärem Blick über Unterstadt und
Universitätsbauten.
Atreju
Allahverdy