22 Lutherische Pfarrkirche St. Marien


Kerndaten:
Titel des Objekts: Lutherische Pfarrkirche St. Marien
Adresse: Lutherischer Kirchhof 2
Datierung: 1227~1297 – 1391/94
Bemerkenswert: Orgel, Landgrafengrablege

In der Oberstadt, etwas versteckt hinter den zahlreichen Gassen am Marktplatz, kannst du die Lutherische Pfarrkirche St. Marien finden. Sie besaß einen romanischen Vorgängerbau, der im Jahre 1227 zur selbstständigen Pfarrkirche erhoben wurde. Sieben Jahre später wurde sie an den Deutschen Orden angegliedert, der gotische Chor wurde angebaut und 1297 geweiht. Damit war der Bau jedoch noch lange nicht fertig gestellt: Im Jahre 1375 wurde der Baumeister Tyle von Frankenberg von der Stadt Marburg damit beauftragt, der Kirche endgültig die Form einer dreischiffigen Hallenkirche zu geben. Diese wurde bis etwa 1391/94 vollendet, wie die Schlusssteine des Gewölbes verraten. Die charakteristische Westturmfassade mit dem hölzernen und verschieferten, leicht nach Südwesten geneigten Turmhelm, welche wir heute betrachten können, wurde etwa zwischen 1447 und 1473/88 im Auftrag der Stadt noch nachträglich hinzugefügt.
Insgesamt fünf Eingänge mit unterschiedlicher Signifikanz sind rings um die Kirche mit dem Patrozinium für die Heilige Maria platziert: zum Beispiel im Osten das mit dem Wappen als den Landgrafen vorbehaltene Portal im Renaissance-Stil oder im Norden der kleine unscheinbare, heute zugemauerte Eingang für die Burgmannen. Im Süden befindet sich eine große Terrasse, die schon damals von der Stadt aus einen hervorragenden Blick auf die Schauseite der Kirche ermöglichte und diese auch heute noch auf Stadtansichten gut erkennen lässt. Entsprechend ist diese durchaus als Hauptfassade lesbare südliche Langhauswand insgesamt sehr prachtvoll ausgestaltet und weist ein großes Portal als Haupteingang auf. Es ist in ein Prachtfenster eingebunden und die Fenster sowie die Turmgliederung weisen gotisches Maßwerk auf. Die Konsolen und Baldachine ringsum, die heute leer stehen, enthielten einst Heiligenfiguren, die der Reform des Landgrafen Moritz zum Opfer fielen.
Betritt man nun durch diesen südlichen Haupteingang die Kirche, findet man sich in einem großen Raum wieder, unterteilt in drei Schiffe und ohne Querhaus. Dadurch lässt sich die Hallenkirche stärker als ein einziger, auf den langgestreckten Chor gerichteter Raum wahrnehmen, da Querhäuser dieser Ausrichtung entgegenstehen. Die drei Schiffe sind durch die Mittelschiffarkaden voneinander getrennt, welche von kantonierten Rundpfeilern getragen werden. Im Osten befindet sich der Chor mit dem Altar, auf welchen die Bankreihen im Mittelschiff gerichtet sind, im Westen  der Glockenturm mit der Orgel auf der Empore. Seit einer Renovierung im Jahre 1963 erstrahlt die Kirche wieder in ihrer ursprünglichen Farbigkeit, nämlich roter Linie auf hellem Grund. 
Die Kirche hatte über die Jahre viele Aufgaben, von der einfachen Pfarrkirche bis zur Hofkirche für die Landgrafen, was sogar mit deren an der nördlichen Chorseite befindlichen Grablege einherging. Auch heute wird sie noch regelmäßig genutzt, nicht nur für evangelische Gottesdienste. An so manchem Abend, an dem ich an ihr vorbei laufe, klingen die schönsten Lieder und Orgelspiele bis nach draußen. Die Öffnungszeiten der Lutherischen Pfarrkirche und weitere Informationen, wie etwa die Gottesdienstzeiten, kannst du hier finden: http://pfarrkirche.ekmr.de/

Carolin Battes