10 Haus Grimm und Wohnhaus Grimm

Kerndaten:
Titel des Objekts: Haus Grimm
Adresse: Ritterstr. 3
Datierung: 1876-77
Architekt: Carl Schäfer
Bemerkenswert: Vorzeigewerk des Fachwerkhistorismus

Das sogenannte ,,Haus Grimm“ steht in Marburgs Oberstadt in der Ritterstraße 3. Es ist nicht in Verbindung zu bringen mit dem Wohnhaus, indem Jacob Grimm, einer der Gebrüder der Märchen Grimm, zu Beginn seiner Studienzeit lebte. Es wurde  1876-1877 von dem Architekten Carl Schäfer, der auch die „Alte Universität konzipierte, erbaut. Architektonisch gesehen, ist dieses Haus eines der frühsten Sichtfachwerkhäuser des Fachwerkhistorismus in einer deutschen Altstadt. Es wurde als privater Auftrag des Juristen Carl Grimm zum Zwecke eines Bürohauses erbaut. Das Haus besteht aus drei Geschossen, wobei das Erdgeschoss zu Beginn als Stall und Wagenremise diente. Sandsteinquader und geputzte Bruchsteinfüllungen sind dabei charakteristische Merkmale der Zeit. Einen großen Wert legte Schäfer in seinem architektonischen Schaffenauf verschiedene mittelalterliche Bautechniken und Handwerke. Außerdem wurde im Stil des Hauses spätgotische und frühneuzeitliche Formen rezipiert, doch es gab auch Vorbilder im süddeutschen Fachwerk. Auch die Verbindung von Massivbau und Fachwerk zeichnete Schäfers Architektur aus und kommt in Marburgs Oberstadt häufiger vor. Ein Erker mit Schopfwalmdach befindet sich an der linken Seite der Hausfassade, die von einem Krüppelwalmdach abgeschlossen wird. Eine weitere Besonderheit bildet der polygonale Eckerker mit Spitzturmabschluss.



Kerndaten:
Titel des Objekts: Wohnhaus Grimm
Adresse: Barfüßerstr. 35
Datierung: 2. Hälfte des 17. Jhd.
Architekt: /
Bemerkenswert: 2013 gab es neue Erkenntnisse über den Aufenthalt der Gebrüder Grimm in diesem Haus, die beweisen, dass nur Jacob Grimm für ein Jahr sein Studienzimmer hier hatte.

Das Wohnhaus in der Barfüßerstraße 35 dagegen, diente 1802, Jacob Grimm als Heim. Er  nahm das Studium der Rechtswissenschaft auf und lebte unterm Dach in einem Zimmer. 1803 folgte ihm sein Bruder Wilhelm und nahm ebenfalls das rechtswissenschaftliche Studium auf. 2013 ergaben neue Erkenntnisse des Grimm-Forschers Stephan Bialas-Pophanken, dass 1803 beide Brüder in die Wendelgasse 4 zogen. So wurde kürzlich auch dort eine Informationstafel zu den Brüdern angebracht. Jedoch ist dieses Haus heutzutage etwas verwahrlost und eher unscheinbar.
Im frühen 19. Jahrhundert waren die Straßen Marburgs schlecht befestigt und brüchig. Die Gassen zeichneten sich außerdem durch Dreck und Dunkelheit aus. Jacob Grimm beschwerte sich des Öfteren über die Störung seines Studiums durch laute Hunde und lärmende Bauern. Trotz dessen schwärmten die beiden Brüder von der prächtigen Umgebung Marburgs mit dem schönen Schloss auf dem Berge.
Zur Zeit des Studiums der Brüder, umfasste die Universität Marburg nur 170 Studenten. Jacob und Wilhelm hatten die Ehre vom Rechtsprofessor und Experten der Literatur Friedrich Carl von Savigny zu lernen. Er war außerdem ein guter Freund, der die Brüder für die Literatur- und Kulturforschung begeisterte. So wurde Jacob in dieser Stadt auf das Schreiben der später berühmten Märchen vorbereitet und die ersten Grundzüge zu den Märchen „Aschenputtel“ und „Der goldene Vogel“  entstanden. Obwohl Jacob keinen offiziellen Universitätsabschluss in Marburg erlangte, erhielten beide 1819 eine Ehrendoktorwürde der Philipps-Universität. Zu dieser Zeit wohnten beide schon in Kassel.
An dem damaligen gesellschaftlichen Leben nahmen Wilhelm und Jacob mit Begeisterung teil. Sie gehörten dem „romantischen Freundeskreis“ an und waren Mitglieder der „Donnerstagsgesellschaft“, die sich zu Theaterspielen traf. Auch den Marburger Kneipenwirten waren die Brüder nicht unbekannt.
Heute befinden sich noch viele originale Schriftstücke der Grimm-Brüder im „Marburger Staatsarchiv“ und wer noch mehr Details zu den Brüdern Grimm erhalten möchte, für den gibt es einen „Grimm-Dich-Pfad“, der sich durch Märchenfiguren an Mauern, Häuserwänden und Treppen auszeichnet. Dort hat man ebenfalls die Möglichkeit noch mehr Informationen zu den Grimm-Märchen zu erhalten.

Swantje Loose