2 Alter Botanischer Garten und Campus Firmanei


Kerndaten:
Titel des Artikels: Alter Botanischer Garten und Campus Firmanei
Titel des Objekts: Alter Botanischer Garten
Adresse: Am Pilgrimstein
Datierung: 1811 – 1814 (Gründungsphase)
Architekt/Baumeister/Künstler: Philipps-Universität Marburg, Professor Georg Wilhelm Franz Wenderoth
Bemerkenswert: Im Musizierhaus gibt es Proberäume, ausgestattet mit Klavieren und sogar einem Flügel, die von den Studenten der Universität genutzt werden können. Den vierstelligen Türcode kann man sich zu Beginn des Semesters im Sekretariat der Musikwissenschaft im Ernst-von-Hülsen-Haus in der Biegenstraße 11 abholen.
Titel des Artikels : Alter Botanischer Garten und Campus Firmanei
Titel des Objekts: Campus Firmanei
Adresse: Am Pilgrimstein
Architekt: Architekturbüro Sinning (Zentralbibliothek)


Campus Firmanei? Hab ich schon mal gehört, aber was genau ist das überhaupt? Diese Frage soll im Folgenden geklärt werden, doch zunächst – um auch jenen Campus Firmanei besser lokalisieren zu können – erstmal ein paar Informationen zu dem kulturhistorischen Denkmal des Alten Botanischen Gartens, denn dieser wird auch zu einem Teil des Campus werden. Der Alte Botanische Garten zählt zu den ältesten botanischen Gärten Deutschlands und wurde in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts als Projekt der Philipps-Universität Marburg als kleiner Landschaftsgarten mit einem Teich in der Mitte angelegt. Er befindet sich mitten im Zentrum Marburgs am Pilgrimstein unweit der Elisabethkirche. Vom Hörsaalgebäude der Universität ist der Weg nicht weit: Von dort ist die historische Grünanlage in weniger als 5 Minuten zu erreichen. Diesen klimatisch günstigen Standort im Schutz des Lahntals verdankt der Alte Botanische Garten der Schenkung des napoleonischen Königreichs Westphalen unter König Jerôme. Im Austausch gegen das Weinberggrundstück oberhalb der Ketzerbach gelangte der Garten schließlich in den Besitz der Universität. Bereits kurz nach der Gründung der Universität im 16. Jahrhundert gab es die Gründung des ersten Botanischen Gartens Am Glaskopf in Marburg und gegen Ende des 18. Jahrhunderts wurde ein weiterer auf dem Weinberg oberhalb der Ketzerbach gegründet. Aufgrund der kleineren Flächen sowie der unzureichenden Pflege und Instandhaltung und des damit verbundenen Verfalls dieser Gärten entstand der heutige Alte Botanische Garten schließlich in Zusammenhang mit der Säkularisierung der Marburger Deutschordensgüter und der endgültigen Verlegung des sogenannten „Hausgartens“ des Deutschen Ordens am Pilgrimstein. Anfangs besaß der Alte Botanische Garten mit dem Teich im Zentrum und die umliegenden geschwungenen Wege die künstlerische Ausdrucksform eines englischen Landschaftsgartens. Die alten Parkbäume, die dem Gartendenkmal seine kulturgeschichtliche Bedeutung verleihen, stammen aus drei Entwicklungsphasen; der Gartengründung in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts, der Gartenumgestaltung in der zweiten Hälfte des gleichen Jahrhunderts und den Nachpflanzungen zu Beginn des 20. Jahrhunderts. Als in den 1960er Jahren die Zahlen der Studierenden anstiegen, wurde die Auslagerung einiger Fachbereiche beschlossen. So wurde u.a. mit dem Botanischen und Zoologischen Institut der Neue Botanische Garten (Neuer Botanischer Garten) in den 1960er und 70er Jahren angelegt. In den 1970er Jahren wurde der Garten von kleinteiligen Systembeeten befreit, die im Neuen Botanischen Garten auf den Lahnbergen neu angelegt wurden. Am Rande des Gartens befindet sich ein Sandsteingebäude im neugotischen Stil, welches in den Jahren 1873-75 vom Architekten Carl Schäfer gebaut wurde. Es wurde als Botanisch-Pharmakognostisches Institut genutzt, nachfolgender Nutzer war das Institut für Pharmazeutische Biologie – bis heute. Weitere Gebäude sind ein altes denkmalgeschütztes Fachwerkhaus, welches das Gästehaus der Uni beherbergt. Außerdem befinden sich im ehemaligen Bereich der Gewächshäuser das Musizier – und Gesellschaftshaus, welches vom Marburger Universitätsbund im Jahr 1977 anlässlich der 450-Jahres-Feier der Philipps-Universität
gespendet wurde. Der Garten ist vom Landesamt für Denkmalpflege Hessen als Kulturdenkmal deklariert worden wegen der gut erhaltenen Gebäude und des alten Baumbestandes. Über 320 verschiedene Bäume und Sträucher gibt es insgesamt im Alten Botanischen Garten. Seit der Eröffnung des Neuen Botanischen Gartens wird der alte überwiegend als öffentliche Grünanlage genutzt. Der Alte Botanische Garten wird ein Teil des geplanten Campus Firmanei sein, denn was wäre ein Universitätscampus ohne eine Grünfläche, auf dem die Studenten sich tummeln können? Am Fuße der Oberstadt soll nun der ominöse Campus Firmanei als neues Zentrum der geistes – und gesellschaftswissenschaftlichen Institute und einer neuen Universitätsbibliothek entstehen. Zum Areal des Campus Firmanei gehören neben dem Alten Botanischen Garten das ehemalige Klinikviertel zwischen Pilgrimstein und Deutschhausstraße, sowie das Gebiet um die ehemalige Brauerei. Insgesamt umfasst der neue Campus eine ca. 12 Hektar große Fläche. Neben der Renovierung und Nutzung der noch stehenden Gebäude sind zwei neue in Planung, eines davon wird für den Deutschen Sprachatlas genutzt werden. Das zweite Gebäude als wichtiger Teil des Projekts ist die Zentrale Universitätsbibliothek, welche bis Ende des Jahres 2016 auf dem Grundstück der ehemaligen Frauenklinik entstehen soll. Sie soll das ‚Herzstück‘ des Campus und ein moderner Bau im Einklang mit dem historischen Stadtbild werden. Hinsichtlich der baulichen Entwicklung für die Stadt Marburg und für die Universität wird dem Campus eine große Bedeutung zugesprochen, da er im städtebaulichen Umfeld zwischen dem Kulturdenkmal der Elisabethkirche und dem Alten Botanischen Garten der Stadt ein einzigartiges Gesicht verleihen soll. Außerdem wird der Campus auf einem geschichtsträchtigen Platz entstehen; die Niederlassung des Deutschen Ordens befand sich über mehrere Jahrhunderte auf diesem Areal. Auch seinen Namen verdankt der Campus dem Deutschen Orden, denn in der Nähe des jetzigen Firmaneiplatzes neben der Elisabethkirche stand vermutlich die Firmanei für die Brüder des Deutschen Ordens. Ob sich die hohen Erwartungen der Universität – besonders auf wissenschaftlicher Ebene – bestätigen werden, bleibt abzuwarten. Für uns Studenten bedeutet der neue Campus: Keine Universitätsbibliothek und geisteswissenschaftliche Fakultät mehr an der B3, stattdessen eine kulturhistorische Grünanlage, von der man auch nur 5 Minuten zum Hörsaalgebäude braucht.
 

Stefanie Saubert 



Alter Botanischer Garten:

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